Immer wieder bekommen wir von Kunden Zielfernrohre, die zuvor auf anderen Waffen montiert waren, mit dem Auftrag, diese neu zu montieren. Immer wieder bietet sich dabei das gleiche traurige Bild: Die hochwertigen Zielfernrohre wurden in den Ringen der Montage verklebt, die verwendeten Zwei-Komponenten-Klebstoffe machen es unmöglich, die Verklebung beschädigungsfrei zu lösen. Die Folge: Hässliche Beschädigungen der Eloxierung, ein nicht nur optischer Mangel, da die blanke Metalloberfläche korrosionsgefährdet ist. Für eine Neu-Eloxierung ist es erforderlich, das Zielfernrohr zum Hersteller zu schicken, wo es komplett in Einzelteile zerlegt, neu zusammengesetzt, gedichtet und justiert werden muss: Kostspielig und wirtschaftlich nicht darstellbar.
Klebespuren und -rückstände stellen eine völlig unnötige Verunstaltung und Beschädigung dar, denn hochwertige Montagen sind so präzise gefertigt, dass sie ganz ohne Verklebung den Rohrkörper durch Formschluss und Reibung in jedem Fall halten. Das gilt für alle aus der Schulter geschossenen Waffen in allen gebräuchlichen Kalibern. Die stärkste Belastung für Zielfernrohr und Montage geht von einer wirksamen Mündungsbremse in starken Kalibern wie .338 Lapua Magnum aus. Doch selbst bei viel geschossenen Kundenbüchsen in dieser Konstellation hat sich niemals ein nicht verklebtes Zielfernrohr in den Ringen verschoben.
Es empfiehlt sich, einen qualitativ hochwertigen Drehmomentschlüssel zum Anziehen der Schrauben zu verwenden und so einzustellen, dass das eingestellte Drehmoment der Schraubenfestigkeit und Auszugsfestigkeit der Schrauben entspricht. Vor der Montage sind Ringe und Rohrkörper mit Aceton oder Waschbenzin zu entfetten.
Für übervorsichtige und ungläubige Zeitgenossen besteht immer noch die Möglichkeit, sich zwei passende Teile aus den Fingern eines medizinischen Gummihandschuhs herauszuschneiden und die Gummiringe zwischen Rohrkörper und Montageringen zu fixieren. Das ist zwar in der Praxis ebenso unnötig wie die Verklebung, hat gegenüber dieser aber den großen Vorzug, dass der Gummi rückstands- und beschädigungsfrei wieder entfernt werden kann. Manfred Schmitt